“I Want my Country Back” – The Tea Party
Sie sind die Unzufriedenen, die Enttäuschten. Ihre Haltung folgt einfachen politischen Parolen. Sie sind die neuen Wutbürger/innen der Vereinigten Staaten von Amerika: Anhänger/innen und Sympathisanten der rechtskonservativen „Tea Party"-Bewegung. Die meisten sind männlich, weiß, über 50, haben Jobs und gehören der oberen Mittelschicht an. Von der intellektuellen Elite belächelt und als gewalttätig und primitiv bezeichnet, fühlen sie sich oft unterschätzt und gebrandmarkt. Nicht wenige sind von der Sonderrolle der USA innerhalb der Weltordnung überzeugte Patrioten. Inzwischen gehören zu den Anhänger/innen auch enttäuschte Republikaner/innen und Teile der konservativen Wirtschaftselite.
Die Protagonist/innen des Films scheinen getrieben und geprägt von einer großen Verunsicherung. Wie die Anhänger/innen unzähliger kleiner Gruppierungen, eint sie ein tiefer Pessimismus gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen Kurs ihres Landes. Seit dem Schock der Finanzkrise kritisieren sie vor allem die Politik von Barack Obama: Die Rettung der Banken- und Automobilindustrie, die Einführung des Gesundheitssystems, zu hohe Abgaben und Steuern, jede Form von staatlicher Einmischung in die Wirtschaft. Die sogenannte Obamacare, das staatliche Gesundheitssystem, wird polemisch als Sozialismus bezeichnet. Doch auch mit der Politik von George W. Bush waren sie nicht zufrieden;dessen Kriegs- und Steuerpolitik ist für sie ebenfalls Ursache der desolaten Situation Amerikas.
Die Mitglieder der Bewegung einfach nur mit Klischees zu erfassen und ab zu tun wäre in Anbetracht der Vehemenz und Radikalität ihrer Ansichten absolut fatal. Um so wichtiger ist der Einblick, den Astrid Schult mit ihrem Dokumentarfilm “I WANT MY COUNTRY BACK” – THE TEA PARTY bietet. Sie begibt sich auf Spurensuche bei den Mitglieder/innen, Sympathisant/innen und Anhänger/innen dieser Bewegung, um ein tieferes Verständnis für die Ursachen der großen Unzufriedenheit und die aktuelle politische Entwicklung in den USA zu bekommen.
Mit Redaktionsschluss steht die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika noch aus. Es wird sich zeigen, welche Schwerpunkte der Betrachtung und Diskussion zur Vorführung des Films im November zu setzen sind. In jedem Fall ist “I WANT MY COUNTRY BACK” – THE TEA PARTY ein wichtiger Film, um gegenwärtige Entwicklungen in den USA zu diskutieren und zukünftige zu antizipieren.
- Deutschland
- 82:00 Min.
- Regie: Astrid Schult
- Production: Christian Drewing, Eikon Südwest
- Kamera: Sebastian Bäumler
- Schnitt: Robert Wellié
- Musik: Daniel Vulcano
- Ton: Oliver Stahn
- Sprache: englisch
- Untertitel: deutsche
- Jahr: 2012