Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

dokfest

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Mauern 2.0

Teil des Video-Projekts Mauern 2.0 ist eine halbstündige Kurzfassung von Can Candans ursprünglich 90minütigem Duvarlar/Mauern/Walls. Diese wird zunächst gezeigt und im Anschluss das ebenfalls halbstündige Video Mauern 2.0. Es bleibt somit reichlich Zeit für eine anschließende Diskussion über die Fragen, die beide Filme aufwerfen. Dazu sind eingeladen: die Filmemacherinnen Jana König, Elisabeth Steffen, Inga Turczyn, Safter Çinar (Protagonist in beiden Filmen, langjähriges Engagement in der Gewerkschaftsarbeit und in Migrantenverbänden), Manuela Bojadzijev (Institut für Europäische Ethnologie der HU Berlin, Mitglied der Sound Art-Gruppe Ultra-red). Moderation: Ayşe Güleç (Kulturzentrum Schlachthof, Kassel), Tobias Hering (Kasseler Dokfest) 

Donnerstag, 01.01.1970 um 15:15 Uhr, Großes BALi

Duvarlar, Mauern, Walls (Ausschnitte, Excerpts)

Duvarlar, Mauern, Walls (Ausschnitte, Excerpts)

Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer befragte der Filmemacher Can Candan Menschen mit migrantischem Hintergrund, vor allem aus der türkischen Community Berlins, nach ihren Erfahrungen mit der deutschen Wiedervereinigung. Der daraus entstandene Film „Duvarlar/Mauern/Walls" machte bereits damals deutlich, dass das neue "Wir-Gefühl" der Deutschen nationalistisch eng geführt war und "Ausländer" bewusst ausschloss. Die "Deutschen" wollten das Land, in das Generationen von Migranten viel Arbeit gesteckt haben, nun für sich haben. Die Befragten sprechen von veränderten Alltagserfahrungen, von plötzlicher Feindseligkeit und einer wachsenden Alarmbereitschaft in der migrantischen Community angesichts der Welle rassistischer Gewalt im ganzen Land.

  • Türkei, Deutschland
  • 30:00 Min
  • Regie: Can Candan
  • Sprache: türkisch
  • Untertitel: deutsche
  • Jahr: 2000

Mauern 2.0. Migrantische und antirassistische Pers

Mauern 2.0. Migrantische und antirassistische Pers

Was ist aus diesem Unbehagen geworden, wo stehen wir heute, wer sind Wir? Das Projekt MAUERN 2.0 stellt, von Candans Film inspiriert, ähnliche Fragen, teilweise an dieselben Protagonist/innen. Ein spannender und vielstimmiger Dialog entsteht, eine kritische Auseinandersetzung mit Nationalismus und Wir-Gefühl, die in diesem Land längst selbstverständlich sein sollte. MAUERN 2.0 ist auch ein Zwiegespräch über die 20 Jahre hinweg, die seit Duvarlar vergangen sind, ein Generationenaustausch innerhalb der migrantischen Community. Der Befund ist ernüchternd: Es hat sich wenig geändert. Noch in der dritten Generation werden Leute gefragt, woher sie kommen. Die „Mehrheitsgesellschaft“ betrachtet ihr Zusammenleben mit Migrant/innen weiterhin als eine „Herausforderung“, anstatt es als Selbstverständlichkeit zu begreifen. Auch Rassismus und rassistische Gewalt gehören weiterhin zum Alltag von Nicht-Weißen in Deutschland. Geändert hat sich aber das Vokabular. Der öffentliche Diskurs hat den Begriff „Integration“ entdeckt und meint damit meist die renitenten Anderen. Auch der Begriff „Rassismus“, der 1990/91 noch fast ein Tabu war, ist längst im Mainstream angekommen. Normal? Was besagt das? Der Diskussionsraum, den MAUERN 2.0 eröffnet, ist der Raum, in dem wir alle sitzen. Das Eklatante an der Gesprächssituation ist, dass diese Berichte aus der Mitte der Gesellschaft kommen, dass in Deutschland aber weiterhin so getan wird, als kämen sie vom Rand.

  • Deutschland
  • 29:00 Min.
  • Regie: Jana König, Elisabeth Steffen, Inga Turczyn
  • Sprache: deutsch
  • Untertitel: englische
  • Jahr: 2011
Weltpremiere