UNPLUGGED: LEBEN Guaia Guaia
Guaia Guaia: Das ist nicht nur eine Band aus zwei Straßenmusikern, sondern auch Lebensstil Sinnsuche. Die Protagonisten: Luis und Elias, zwei junge Männer aus Ostdeutschland, ohne Arbeit, die der vermeintlichen Perspektivlosigkeit Kreativität und Optimismus entgegenstellen. Einziger Besitz: zwei umgebaute, bunt bemalte Mülltonnen, ein Generator, diverse Musikinstrumente, Laptop, zwei Schlafsäcke und ein Rucksack mit Klamotten. Ihren festen Wohnsitz haben sie schon vor langer Zeit aufgegeben, „Basislager“ ist ein Freund aus Schultagen, bei dem sie regelmäßig Station machen, um Post abzuholen und die Akkus aufzuladen. Der Film begleitet sie ein Jahr lang auf ihrer Tour durch Deutschland, zwischen Straßenkonzert und Unterkunftssuche.
„Was aus mir wird, Mann – ich werd’ Terrorist“ – so eine Liedzeile. Authentisch und selbstbestimmt zeigen die 20-jährigen der Gesellschaft, wie man auch jenseits vorgegebener Normen leben kann. Und werden dabei immer wieder mit Marktmechanismen konfrontiert, bspw. als man ihnen die Veröffentlichung eines Buches mit anschließender Lesereise anbietet.
Luis und Elias lassen sich jedoch nicht vereinnahmen und auch nicht von den Widrigkeiten des (Straßen)Lebens aus dem Rhythmus bringen. Über die Ignoranz der Passanten in einer bayerischen Kleinstadt reagieren sie mit direkter Ansprache des unfreiwilligen Publikums im Seniorenalter. Aus Mangel an einer Unterkunft wird das nächtliche Lager spontan in einem abgestellten Eisenbahnwaggon aufgeschlagen.
Die Langzeitbeobachtung zeigt die Jungs bei ihren Auftritten in der Fußgängerzone, in kleinen Clubs, bei ihren zufälligen Begegnungen, u.a. mit einem ehemaligen DSDS-Kandidaten, mit dem sie sich über den (Un)Sinn des Showgeschäfts unterhalten, und macht so das alternative Lebensmodell deutlich, mit seinen hohen Idealen ebenso wie mit den alltäglichen Problemen. Portraitiert werden zwei sehr sympathische Überlebenskünstler im wahrsten Sinne des Wortes, die die Frage nach dem Sinn des Lebens neu stellen. UNPLUGGED: LEBEN wächst über die Musikdokumentation hinaus, indem Gesellschaft und ihre Ansprüche reflektiert werden und Musik als wesentlicher Bestandteil und emotionale Ausdrucksform der Jugendkultur dargestellt wird. Formal verbindet er Musikfilm, dokumentarisches Porträt, unkonventionellen Lebensentwurf und Road-Movie mit verspielten animierten Szenen.
Live-konzert mit guaia guaia am Abend nach der Vorstellung, 14.11., 22 Uhr im KAROSHI, Gießbergstraße 41 – 47, 34127 Kassel.
- Deutschland
- 93:00 Min.
- Regie: Sobo Swobodnik
- Production: Jens Scherer, Sobo Swobodnik
- Kamera: Bernhard Kübel, Lars Lenski, Tobias Hametner, Sobo Swobodnik, Jacob Wassermann
- Schnitt: Stefanie Kosik
- Musik: Guaia Guaia
- Ton: Tobias Hametner
- Sprache: deutsch
- Jahr: 2012