Beware of Mr. Baker
Dass Genie und Wahnsinn oftmals nah beieinander liegen, weiß die Filmwelt nicht erst seit Exzentrikern wie Klaus Kinski. BEWARE OF MR. BAKER gibt ein eindrückliches Beispiel für die Kombination aus künstlerischem Erfolg, exzessivem Leben und der sozialen Unverträglichkeit, die in diesem Fall der Regisseur hautnah am eigenen Leib zu spüren bekommt. Der Film zeigt den legendären Schlagzeuger Ginger Baker, der mit Bands wie „Cream“ und „Blind Faith“ in seinem letzten Lebensabschnitt Weltruhm erlangte. Nach Jahrzehnten auf der Bühne mit zahlreichen Rockgrößen, ist der mittlerweile 73-jährige kein bisschen weniger wütend und energetisch. Seine aggressiv-impulsive Persönlichkeit hat er schon in jungen Jahren durch die Musik in produktive Kanäle geleitet. Geboren in Südost-London während des Zweiten Weltkriegs, gerade als die Nazis mit ihrer Bombardierung begannen, trägt Ginger Baker eine starke erste Erinnerung mit sich. Die Erinnerung daran, wie er hinter dem Zug her rennt, der seinen Vater in den Tode führt. Sein Credo für Musik und Leben daraufhin: niemals hinten dran sein! Auf einer Reise nach Nigeria in den 1970er Jahren lernt er die musikalische Ikone Fela Kuti und den African Beat kennen, den er in den Westen bringt und damit den Grundstein für die World Music legt. Nach zahlreichen Erfolgen, Scheidungen, Gerichtsprozessen und Drogenexzessen lebt der Drummer inzwischen mit seiner vierten Frau zusammen mit 39 Polo-Ponys in Südafrika. „God is punishing me for my past wickedness by keeping me alive and in as much pain as he can”, meint Baker. Der junge Filmemacher Jay Bulger, der u.a. für den Rolling Stone geschrieben hat, begegnet dem charismatischen Choleriker und Egozentriker in seinem ganz privaten Umfeld, die meisten Gespräche werden in dessen Wohnzimmer geführt, wo Baker kettenrauchend im Lederarmsessel sein bewegtes Leben Revue passieren lässt. Dazwischen kommen Musiker wie Eric Clapton, Steve Winwood, Charlie Watts, Carlos Santana und seine Ex-Frauen sowie einige Kinder zu Wort. Ergänzt werden die Interviews und Archivaufnahmen durch Animationssequenzen, die wie düster-surreale Rückblicke auf sein Leben scheinen. Im Laufe des Films nähern sich Filmemacher und Protagonist zunehmend an, was aber nicht heißt, dass letzterer freundlicher oder berechenbarer wird. Noch am letzten Drehtag bricht Mr. Baker seinem filmischen Begleiter der vergangenen drei Jahre das Nasenbein. Vor diesem Protagonisten sollte man sich also in Acht nehmen.
- Vereinigte Staaten von Amerika
- 01:32:00
- Regie: Jay Bulger
- Production: Erik H. Gordon, Andrew S. Karsch, Fisher Stevens
- Kamera: Eric Robbins
- Schnitt: Abhay Sosky
- Ton: Jacon Ribicoff
- Sprache: en
- Jahr: 2012