Can´t Be Silent
Sie sind Asylsuchende und politisch Verfolgte aus Afrika, Nah-Ost, vom Balkan und aus Russland. Ständig von Abschiebung bedroht leben sie in Flüchtlingsheimen in Reutlingen, Gifhorn und Bramsche bei Osnabrück. Sie dürfen diese Orte nicht verlassen und leben in gefängnisähnlichen Verhältnissen hinein in eine ungewisse Zukunft. Darüber hinaus sind sie feinfühlige Beobachter, sensible Künstler, Sänger und Musiker – doch Arbeiten dürfen sie nicht in Deutschland. Hier engagiert sich Heinz Ratz, Kopf und Stimme der Band „Strom und Wasser". Er hat 80 Asylbewerberheime besucht und dort ebendiese Musiker getroffen, mit denen er ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen hat: Die Combo „Strom und Wasser feat. The Refugees". Mit ihrer mitreißenden Mischung aus Reggae, Hip Hop, Balkanella, African Beat und Jazz kreieren sie eine moderne Weltmusik, um die sich einige Musiklabels reißen dürften. In einer Mischung aus Tourtagebuch und politisch engagierter Dokumentation begleitet Julia Oelkers die Band und zeigt Prozesse der Annäherung, die weit über musikalische Grenzen hinausgehen. Lampenfieber und harmonisches Zusammenspiel, leere Säle und donnernder Applaus, Enthusiasmus und professionelle Routine. Neben der Musik werden die einzelnen Musiker fokussiert, die trotz individueller Wege, ein ähnliches Schicksal teilen – oft begleitet von traumatischen Erlebnissen während der Flucht. Der 18 jährigen Hosein beispielsweise musste mit 15 Jahren aufgrund seiner kritischen Rap-Texte aus dem Iran fliehen. Auf dem Seeweg nach Griechenland wäre er fast ertrunken. Wie seine Bandkollegen lebt er nun in Deutschland mit ungewissem Status. Organisatorische Hürden, wie etwa behördliche Genehmigungen und die ständig drohende Abschiebung auch während der laufenden Tournee verdeutlichen die fragile Konstruktion einer solchen Band und entlarven die fragwürdige Flüchtlingspolitik in Deutschland. Überdeutlich wird dabei, wie wichtig die Band „The Refugees" für die einzelnen Mitglieder ist; nicht nur zusammen musizieren zu dürfen, sondern dies als Chance zu nutzen, auf die eigene Situation aufmerksam machen zu können. Julia Oelkers zeigt die Flüchtlinge als Musiker und die Musiker als Flüchtlinge, verdeutlicht durch harte Gegenschnitte: hier die Bühne, dort der Wohncontainer, hier die umjubelten Musiker, dort die Namenlosen. Eine eindringliche und nachdenklich stimmende Dokumentation, die dennoch voll von tanzbarer Musik, Energie, Lebensfreude und vor allen Dingen Hoffnung ist.
- Deutschland
- 01:25:00
- Regie: Julia Oelkers
- Production: Thomas Walther
- Kamera: Lars Maibaum, Line Kühl, Matthias Neumann, Thomas Walther
- Schnitt: Lucian Busse
- Sprache: de,en,fr
- Untertitel: de
- Jahr: 2013