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Freitag, 15.11.2013 um 17:00 Uhr, Gloria Kino
Das Leben nach dem Tod am Meer

Das Leben nach dem Tod am Meer

Irgendwann sterben wir alle. Und dann? DAS LEBEN NACH DEM TOD AM MEER erzählt weder von spirituellen noch religiös geprägten Glaubenssätzen des Danach. Vielmehr gibt Filmemacher Martin Rieck in seinem ersten langen Dokumentarfilm einen Einblick in eher pragmatische Prozesse der alltäglichen Auseinandersetzung mit dem Tod. Konkret geht es ihm darum die üblichen Praktiken und Regeln des geordneten Abschiednehmens unmittelbar nach dem Tod eines Menschen zu ergründen. Über mehrere Monate begleitet Rieck den Alltag in einem Bestattungsunternehmen. Er zeigt jedoch keine nüchterne Bestandsaufnahme von Abläufen und Orten. Sein Film fragt nach den Menschen hinter dem „Geschäft mit dem Tod“, um das was und wie zu ergründen. Anna und Philip sind gerade dreißig und übernehmen ein traditionsreiches Bestattungshaus. Dafür haben sie Hamburg verlassen und leben nun im beschaulichen Husum. Während er gelernter Bestatter ist, hat sie bis dahin noch nie einen toten Menschen gesehen. Der Anonymität der Großstadt entrissen, sind sie nun das Bestatterpaar im Ort – konfrontiert mit der Allgegenwart gesellschaftlicher und sozialer Rollenerwartungen. Immer auf Abruf, 365 Tage im Jahr individuelle Dienstleistungen – aber bitte nicht zu extravagant; Seelsorge – mit jedem Abnehmen des Telefonhörers; Papierkram und Bürokratie – im Kampf um die eigene Existenz entlang der Grenzen der Pietät changierend. Professionelle Distanz ist gefragt. Die eigene, persönliche Verfassung ist im Berufsalltag stets nachrangig. Mit intensiven Interviews der beiden Protagonisten, konsequenter Kameraarbeit und klugem Sounddesign wird diese Nachwuchsarbeit zu einer filmischen Entdeckung. Martin Rieck ist kein neutraler Beobachter. Neugierig und doch mit der Distanz respektvoller Nähe wird DAS LEBEN NACH DEM TOD AM MEER zu einem Portrait, das die gesellschaftliche Stellung und Anerkennung eines außergewöhnlichen Berufs hinterfragt. Gleichzeitig deckt Rieck die Kraftakte zur Aufrechterhaltung einer Paarbeziehung auf. Und in Zeiten sich verbreitender 24/7-Arbeitsmoral trifft der Zuschauer auf einen Gegenpol zum Stigma einer jungen Generation, die gemeinhin als orientierungslos, unentschlossen und bindungsunfähig gilt. Chapeau!

  • Deutschland
  • 01:34:30
  • Regie: Martin Rieck
  • Production: Martin Rieck
  • Kamera: Martin Rieck
  • Schnitt: Martin Rieck
  • Ton: Martin Rieck / Patrick Sydow
  • Sprache: de
  • Jahr: 2013
  • Website
  • Goldener Schlüssel
  • Weltpremiere