Das liebe Vieh
Erst schufen sich die Menschen ihre Götter, dann wandten sie sich den Tieren zu. Diese etwas andere Schöpfungsgeschichte drängt sich auf, wenn man sich das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren ansieht, wie es sich nach rund 4 Millionen Jahren gemeinsamer Evolution darstellt. Die drei Filme des Programms DAS LIEBE VIEH erzählen von der innig-absonderlichen Nähe zwischen den Arten, die der Mensch stets viel dringlicher sucht, als die Tiere. Für die Tiere wäre es wohl besser gewesen, wenn sich die Menschen nie für sie interessiert hätten, aber dafür ist es längst zu spät.
'A iucata
Ein Mann und sein Sohn halten sich ein Rennpferd, mitten in der Altstadt von Catania am Fuße des Ätna. Während der Sohn mit dem Tier eine stumme Verbundenheit pflegt, ist das Pferd für den Vater vor allem ein Pfund, mit dem es zu wuchern gilt, denn mit illegalen Pferderennen und dem darum florierenden Wettgeschäft lässt sich auf Sizilien reichlich Geld machen. Der Film beobachtet das ungleiche Trio während der Vorbereitungen auf eines der nächtlichen Rennen. Er gewährt Einblicke in eine laute und rabiate Halbwelt, wo prahlerisches Zocken und nervöse Sensibilität nah beieinander liegen und es außer der „Mutter Gottes" keine Frauen zu geben scheint. Michele Pennetta installiert den Betrachter dabei in einer eigentümlichen Perspektive, denn man hat das Gefühl, dass man das Geschehen aus den Augen des Pferdes betrachtet, während dieses doch gleichzeitig das Zentrum der wachsenden Erregung ist und fast immer im Bild.
- Schweiz
- 00:38:00
- Regie: Michele Pennetta
- Production: Joëlle Bertossa
- Kamera: Gabriel Lobos
- Schnitt: Orsola Valenti
- Musik: No music
- Ton: Christian Tarabini
- Sprache: it
- Untertitel: en
- Jahr: 2013
- Goldener Schlüssel
- Deutschlandpremiere
Gesandte ihrer Art
Ein Tierpräparator führt uns durch die Räume des Naturkundemuseums Erfurt und erzählt vom Verschwinden der Arten, das seit der Industrialisierung eingesetzt hat. Viele der Exponate in den Vitrinen und Schauräumen repräsentieren Tierarten, die es schon lange nicht mehr gibt, und umso gespenstischer treffen uns ihre leeren Blicke. Mit feiner Beobachtung und einem reduziert eingesetzten Soundtrack akzentuieren Jessica Asmus und Patrick Richter das Portrait eines Tierpräparators zu einer Fallstudie über die Spezie Mensch: dasjenige Wesen, das ordnet, archiviert und betrauert, was es zum Verschwinden bringt.
- Deutschland
- 00:11:03
- Regie: Jessy Asmus, Patrick Richter
- Sprache: de
- Untertitel: en
- Jahr: 2012
- Weltpremiere
La parka
Seit 25 Jahren arbeitet Efrain in einem großen Schlachtbetrieb. Irgendwann landete er in der Verarbeitungskette an der Stelle dessen, der den Tieren den tödlichen Bolzenschuss zu versetzen hat. Das Töten ist sein Beruf geworden. Anders als die Mehrzahl der Schlachthaus-Filme löst LA PARKA sein Sujet jedoch aus der Mélange von Schock und Blutrausch heraus und konzentriert sich stattdessen auf Randbeobachtungen: auf Handgriffe, Gesten und Blicke, sowohl der Menschen, als auch der Tiere. Die Bilder erzählen von den Routinen des industriellen Schlachtens. Die Monotonie ist wohl nötig, um die Arbeit erträglich zu machen, sie verstärkt aber auch den Schrecken darüber, dass hier im Minutentakt getötet wird. Dieser Schrecken sitzt auch nach 25 Jahren noch in Efrain. Wie er über seine Arbeit spricht, über das Töten als Lebensunterhalt, seine Gedanken über den Tod und das Leben – das alles hat nichts Apologetisches oder Kitschiges, sondern erzählt einfach davon, dass auch wo das Töten mechanisch geworden ist, ein Mensch noch keine Maschine ist.
- Mexiko
- 00:29:00
- Regie: Gabriel Serra
- Production: Argentina Morena Decanis
- Kamera: Carlos Correa
- Schnitt: Koki Ortega, Gabriel Serra
- Musik: none
- Ton: Nicolás Aguilar
- Sprache: es
- Untertitel: en
- Jahr: 2013
- Goldener Schlüssel
- Weltpremiere