In seinem neuen Dokumentartheaterstück „Das Himbeerreich" – momentan auf dem Spielplan diverser deutscher Theaterbühnen – verarbeitet Andres Veiel die Interviews mit fünf Bankleuten zu einem Psychogramm der Wirtschaftskrise und liefert eine spannende Innenansicht der Welt der Banker. Der neue Film von Marc Bauder MASTER OF THE UNIVERSE lässt einen der führenden ehemaligen Investmentbanker Deutschlands zu Wort kommen und ermöglicht dem Zuschauer einen schwindelerregenden Blick in den Abgrund des entfesselten Finanzkapitalismus. Rainer Voss, ein eloquenter Erzähler, wird in einer leeren, verglasten, Endzeitstimmung verbreitenden Büroetage mitten im Frankfurter Bankenviertel interviewt. Durch seine Hände gingen Milliarden. Er berichtet vom eigenen Aufstieg in den 80er Jahren und seiner Faszination gegenüber der neuen Finanzwelt, die als „Deregulierung" aus den USA über die Welt kam. Er hat lange mitgemacht und hält nach wie vor die damalige Modernisierung im Prinzip für richtig und notwendig, um Deutschlands Banken zu erneuern. Er besteht auf eine differenzierte Darstellung der Ereignisse. Es seien durchaus vertretbare Produkte gewesen, die aber teilweise den Falschen angedreht worden seien. Regisseur und Protagonist duzen sich. Dadurch entsteht eine gewisse Nähe und Vertrautheit, die aber ihre Grenzen hat. Bei Fragen zu den Auswirkungen auf das private, familiäre Leben verweigert er sich und wendet sich schweigend ab. Voss bezeichnet die Manager als Prostituierte der Bank oder als „gutbezahlte Chefschrauber wie bei Daimler am Band“. Endorphinausstoß beim Verschieben und Verdienen von sehr viel Geld, persönliche Gier aber auch täglicher Druck und Demütigungen durch Machtverlust waren und sind Merkmale des Bankgeschäfts. Grund zum Optimismus gibt es nicht. Die gezielten Verschuldungsspekulationen der Finanzwelt gegenüber Ländern wie Griechenland, Portugal, Italien etc gehen weiter. „Das fliegt uns eines Tages finanztechnisch oder gesellschaftspolitisch um die Ohren. (…) Schluss mit Lügen und Phrasen wie ‚Die Griechen hätten über ihre Verhältnisse gelebt’“. MASTER OF THE UNIVERSE stieß bei seiner Premiere in Locarno auf eine riesige Publikumsresonanz und musste in mehreren Vorstellungen wiederholt werden.