Im Jahre 2010 veröffentlicht die amerikanische Indie-Rockband The National ihr fünftes Studioalbum „High Violet“. Zur anstehenden Tour, die die bisher größte in der Karriere der Band werden sollte, bittet Sänger Matt Berninger seinen jüngeren Bruder Tom, die Tour als Roadie zu begleiten. Diese Erfahrung fängt Tom mit seiner Kamera ein. Was anfangs nach einem x-beliebigen Tourtagebuch klingt, entwickelt sich schnell zu einem unterhaltsamen Portrait zweier unterschiedlicher Brüder, die an völlig anderen Punkten in ihrem Leben stehen. Der eine, fast 40, erfolgreicher Musiker an der Schwelle zum Rockstar - der andere, 30, angehender Filmemacher mit einem Faible für Horror- und Splatterfilme, der noch zuhause in Cincinnati wohnt und sein Leben in mehr oder minder geordneten Strukturen lebt. Während sich Tom im Laufe der Tour mit seinen Pflichten als Roadie scheinbar überfordert sieht, aber dennoch alles auf Schritt und Tritt mit seiner Kamera dokumentiert, ist die gefilmte Band zusehends genervt von ihrer allgegenwärtigen Begleitung. Tom, der eigentlich Heavy Metal bevorzugt – weshalb ihm der Ruhm der Band seines Bruders ohnehin etwas unverständlich ist – führt beispielsweise unmögliche Interviews, die neben fragwürdigen Inhalten einen unglaublichen Unterhaltungswert besitzen. So fragt er beispielsweise unverblümt nach dem Drogenkonsum einzelner Bandmitglieder, aber auch danach, ob sie auf der Bühne ihre Geldbeutel und Ausweise bei sich tragen. Nach der Tour – Tom wohnt mittlerweile bei seinem Bruder Matt und dessen Ehefrau Catrin in New York – sieht sich Tom mit einem 200-stündigen Berg Rohmaterial konfrontiert, das nun zu einem Film geschnitten werden will, eine weitere Herausforderung, die Tom an seine Grenzen zu bringen scheint. Das Ergebnis MISTAKEN FOR STRANGERS zeigt eine persönliche, witzige und auch nachdenkliche Geschichte zweier unterschiedlicher Brüder und wirft einen Blick in das Tourleben der Band The National. Vor allen Dingen aber zeigt sich die Entwicklung des Regisseurs selbst – eine unterhaltsame Quasi-Coming-of-Age Geschichte, an der nicht nur Fans von gutem Indie-Rock ihre Freude haben werden.