Der widerständige Blick
Oft wird nur das geglaubt, was sichtbar ist und sich in Bildern manifestiert. Sichtbarkeit ist nie gegeben, sondern wird immer in Verbindung mit Wissen und Machtstrukturen hergestellt. Die fünf Filme beschreiben dieses Verhältnis mittels unterschiedlicher ästhetischer und politischer Strategien und beschäftigen sich mit den Kämpfen und dem Wissen ihrer schwarzen Protagonist/innen. Die Positionen der Filmemacher/innen erzeugen einen widerständigen Blick, eine Gegenerzählung zum kolonialen, westlichen Narrativ.
Unearthing. In Conversation
UNEARTHING. IN CONVERSATION widmet sich der Auseinandersetzung mit der gewaltvollen Entstehungsgeschichte des fotografischen Werks von Paul Schebesta, einem österreichischen Ethnologen und Missionar, der u.a. im ehemaligen Belgisch-Kongo „forschte“, dem Nachhallen kolonialer Gewalt in der (österreichischen) Gegenwart, sowie der Verhandlung von künstlerischen Repräsentationsstrategien im Umgang mit ethnologischen Materialien. ‚Unearthing‘ bezeichnet dabei einen Prozess des Zutagebringens. ‚In Conversation‘ deutet darauf hin, dass das Zutagebringen hier nicht als einsame Praxis gedacht wird, sondern als dialogische Praxis, die zwischen Belinda Kazeem-Kamiński als Performerin einerseits und den auf Schebesta’s Bildern Abgebildeten andererseits entsteht.
- Österreich
- 00:14:40
- Regie: Belinda Kazeem-Kaminski
- Kamera: Sunanda Mesquita
- Schnitt: Sunanda Mesquita, Nick Prokesch
- Ton: Liesa Kovacs
- Sprache: en
- Jahr: 2017
- Goldener Schlüssel
- Weltpremiere
Why Are You Angry
Ausgehend vom Titel "Why are you angry?“ eines Spätgemäldes von Gaugin, folgen Nashashibi und Skaer den Spuren des Malers in Tahiti, um zeitgenössische Bilder von Frauen zu entwerfen. Der Film wirft grundlegende Fragen über Repräsentationen von Frauen und die Macht des Mythos auf.
- Großbritannien, Französisch-Polynesien
- 00:18:00
- Regie: Rosalind Nashashibi, Lucy Skaer
- Jahr: 2017
House of Women
1946 fand ein Vorsprechen für die Filmrolle der stummen Tänzerin Kanchi in Black Narcissus statt und 1947 ging die begehrte Rolle schließlich an die siebzehnjährige weiße Jean Simmons. Um die Rolle zu erfüllen, musste die englische Schauspielerin ein dunkles Make-up tragen und ein Juwel in ihrer Nase, um die exotische Verführerin zu verkörpern. Im Spannungsfeld von Konstruktion und Illusion untersucht HOUSE OF WOMEN die Diskrepanzen in der Repräsentation, die eine sehr kontrollierte koloniale Vision des Britisch-Indischen und seiner Leute zeigt und die oft indische Schauspieler/innen durch britische Schauspieler/innen ersetzte.
- Großbritannien
- 00:14:05
- Regie: Michelle Williams Gamaker
- Sprache: en
- Jahr: 2017
- Deutschlandpremiere
雲海
SEA OF CLOUDS beschreibt die Beziehung zwischen Bildern und ihrer möglichen Erzählung. Gefilmt in und um die Insel Taiwan dreht sich der Film um ein Interview mit dem zeitgenössischen Künstler Chen Chieh-Jen. SEA OF CLOUDS untersucht die Beziehung zwischen Film, Landschaft und ländlichem Leben und die überlagernden Geschichten dieser Orte als mögliche Orte der Selbstorganisation und des Widerstands. Der Film basiert auf der Frage der Übersetzung und der Beziehung dessen, was wir hören und was wir sehen. Der Film folgt Chen's Nacherzählung über die Tradition der Landwirtschaft um Filmvorführungen als Mittel der verdeckten politischen Versammlung während der japanischen Kolonialherrschaft Taiwans zu verwenden.
- Großbritannien
- 00:16:00
- Regie: George Clark
- Kamera: George Clark
- Schnitt: George Clark
- Sprache: zh,en
- Untertitel: en
- Jahr: 2016
- Website
- Deutschlandpremiere
Grain
Der Film GRAIN ist das Ergebnis einer Recherche aus Archivmaterial über politische Gefangene in der Türkei, die 2000 in einen Hungerstreik gegen isolierte Gefangenschaft getreten sind. Gruselige Bilder aus dem Archiv werden in unkenntliche Nahaufnahmen mit einer kontemplativen Voice-Over Stimme, die über Propaganda, Gewalt und Repräsentation spricht, zusammengeschnitten.
- Niederlande
- 00:04:37
- Regie: belit sağ
- Sprache: tr
- Untertitel: en
- Jahr: 2016
- Weltpremiere