Der Zukunft zugewandt
„Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt...“ – Die Anfangsverse der Nationalhymne der DDR liefern ein sehr plastisches Bild dafür, wie stark sich politische Umbrüche und ideologische Gesinnungswandel in Architektur einschreiben. Das Kompilationsprogramm vereint sehr unterschiedliche formale Ansätze, die sich solchen Ab- und Umbruchsphasen widmen: Den utopischen Ideen, die hinter den architektonischen Entwürfen stehen, den Aushandlungsprozessen, die den Umgang mit Ruinen und ihrer Geschichte begleiten, und den persönlichen Schicksalen, die sich an diese Vorgänge knüpfen.
Between Flashback and Déjà-vu II
Sofia. Der Panoramablick auf die Stadt von einem erhöhten Standpunkt wird durchsetzt von Nahaufnahmen einer Hochhausfassade. Zwei Kameras, zwei Perspektiven, eine Begegnung auf Augenhöhe.
- Bulgarien
- 00:09:00
- Regie: Krassimir Terziev
- Production: Krassimir Terziev
- Kamera: Krassimir Terziev
- Schnitt: Krassimir Terziev
- Musik: Krassimir Terziev
- Ton: Krassimir Terziev
- Jahr: 2016
Copacul lui Gagarin
Ein Interview mit dem Philosophen Ovidiu Tichindeleanu, das eine Reihe verwandter Themen verhandelt: Die Weltraumforschung, Vorstellungskraft und Propaganda in der sozialistischen Utopie, die postkommunistische Kondition als liberale Kolonisierung, die – wie Ovidiu vorschlägt – durch ein neues historisches Bewusstsein mit anderen Schauplätzen der Dekolonialisierung verbunden ist. Die Überlegungen des Protagonisten gehen von der instabilen Natur heutiger Ruinen aus: den ruinierten Zukünften verschiedener Vergangenheiten, den verschiedenen Ansätzen der letzten Jahrzehnte, das Konzept von geschichtlicher Bestimmung zu begreifen.
- Rumänien
- 00:22:50
- Regie: Mona Vatamanu, Florin Tudor
- Sprache: ro
- Untertitel: en
- Jahr: 2016
- Website
Cinéma Emek, Cinéma Labour, Cinéma Travail
Das Emek-Kino war ein historischer Kinosaal im Istanbuler Stadtteil Beyoğlu. Trotz Gerichtsurteilen, die die Bewahrung des architektonischen Kulturerbes unterstützten und jahrelanger, vielfältiger Proteste, wurde es 2013 auf eine Verordnung der Regierung hin abgerissen. Im Emek-Kino haben sich Millionen von individuellen Erinnerungen mit den Erzählungen tausender Filme verwoben. Wie eine im Entstehen begriffene Stickerei entfalten sich die architektonischen Details des Gebäudes, bis sich die nun verschwundene Leinwand herausbildet.
- Frankreich, Türkei
- 00:05:15
- Regie: Özlem Sulak
- Production: Gaëtan Robillard
- Ton: Tony Houziaux
- Jahr: 2016
- Europapremiere
Otoportre
Der Blick auf ein Abrisshaus im Hinterhof löst eine Reihe von Assoziationen aus: Kindheitserinnerungen, Familiengeschichten, Schlüsselbilder, Objekte und Symbole. Urbane Transformation und individuelles Erleben greifen ineinander – der Abriss wird hier zum Mittel der Introspektion, der den Blick für die eigene Biographie schärft.
- Türkei
- 00:03:45
- Regie: Özden Demir
- Production: Özden Demir
- Kamera: Özden Demir
- Schnitt: Özden Demir
- Ton: Özden Demir
- Sprache: tr
- Untertitel: en
- Jahr: 2016
- Deutschlandpremiere
my castle your castle
Ausgehend von der Großbaustelle als Bühne für unterschiedlichste soziale und materielle Konstruktionen von Repräsentation, widmet sich MY CASTLE YOUR CASTLE der Berliner Stadtschloss-Baustelle auf dem Fundament des abgetragenen Palastes der Republik. Das Stadtschloss hatte den 2. Weltkrieg schwer beschädigt überlebt; der Abriss wurde erst 1950 vom Ministerrat der DDR veranlasst. Kerstin Honeit untersucht die Baustelle als einen Ort, an dem sich nationale Hegemonien in identitätsstiftende Architekturen transformieren sollen, sich deshalb als Räume zeigen und so möglicherweise einnehmbar und neu bespielbar werden.
- Deutschland
- 00:14:47
- Regie: Kerstin Honeit
- Production: Kerstin Honeit
- Kamera: Ljupcho Temelkovski , annette hollywood
- Schnitt: Kerstin Honeit
- Musik: Damian Rebgetz, Paul Hankinson
- Ton: Philipp Fröhlich
- Sprache: de
- Untertitel: en
- Jahr: 2017
- Goldener Schlüssel
Mutter man hat dich vom Sockel gestossen
Essayistisch montierte dokumentarische Aufnahmen, die sich mit Archivmaterial vermischen, zeigen einen jungen Mann, der durch Hoyerswerda läuft und nach einer verschwundenen sozialen Plastik sucht. Als wäre sie ein Denkmal, scheint er sie in Verbindung mit seiner Mutter zu bringen. Doch der Film scheint vielmehr mit Brigitte Reimann zu tun zu haben – eine Schriftstellerin, die in dieser Stadt von 1960-68 lebte. Sie liebte die Stadt und versuchte sie aktiv zu kritisieren. Das architektonische Konzept der Stadt ist der Ausgangspunkt für die Probleme, die sie in ihrem Alltag sah.
- Deutschland
- 00:05:48
- Regie: Anna Kindermann
- Production: Anna Kindermann
- Kamera: Paul Barsch und Anna Kindermann
- Schnitt: Anna KIndermann
- Musik: Mutter
- Ton: Antonio de Luca
- Sprache: de
- Untertitel: en
- Jahr: 2017
- A38-Produktions-Stipendium
- Europapremiere