Die guten Feinde – Mein Vater, die rote Kapelle und ich
Der Schriftsteller und Theaterautor Günther Weisenborn (1902-1969) und seine Frau Joy gehörten zu einer großen Gruppe freiheitsliebender junger Menschen, die mutig gegen das NS-Regime kämpften. Die Geschichte der „Roten Kapelle“, die von den Nazis in diffamierender Absicht so genannt wurde, ist weit weniger bekannt als etwa die der Weißen Rose. Vor allem Künstler/innen und Intellektuelle gehörten dazu, aber auch Militärs, Studenten/innen, Arbeiter/innen. Etwa 40 Prozent von ihnen waren Frauen. Es gab keine politischen Leitlinien – weg mit Hitler lautete das Programm. Sie halfen Juden und Jüdinnen sowie geflohenen Häftlingen, dokumentierten Kriegsverbrechen und nahmen Kontakt zu den amerikanischen und sowjetischen Geheimdiensten auf, die allerdings wenig Interesse zeigten. Viele führten ein gefährliches Doppelleben. Weisenborn etwa war Leiter der Kulturredaktion des Rundfunks und verteilte nach dem Dienst Flugblätter in der Stadt, die die deutsche Bevölkerung über die Verbrechen der Nazis aufklären sollten. Die meisten Empfänger/innen leiteten die Schriften postwendend an die Gestapo weiter, welche die Gruppe mit einem besonderen Hass verfolgte. Im September 1942 wurden 120 Mitglieder verhaftet und 59 Todesurteile in Plötzensee vollstreckt. Für die Männer brachten die Henker auf Geheiß von Hitler eigens Fleischerhaken an, um sie leiden zu lassen. Die Frauen wurden geköpft. Günther Weisenborn und seine Frau überlebten mit Glück. Nach dem Krieg versuchten Weisenborn und andere, den Richter Manfred Roeder, der die Todesurteile fällte, vor Gericht zu bringen. Vergeblich. In der Propagandaschlacht des Kalten Krieges gelang es Roeder sogar, inzwischen CDU-Gemeinderat in Hessen, die Widerstandsgruppe öffentlich als „moralisch entartete“, kommunistische Verschwörung zu diffamieren. Einer Haltung, der die Nachkriegsöffentlichkeit bis hin zu Spiegel und Stern gerne folgte. Erst 2009 wurden die NS-Urteile gegen die „Rote Kapelle“ offiziell aufgehoben. „Mein Vater hat das nie verwunden.“, sagt der Regisseur Christian Weisenborn, der in seinem Film dem Leben seines Vaters nachspürt. Anhand der Briefe, die sein Vater aus dem Zuchthaus an seine Frau schrieb , über Tagebuchaufzeichnungen, offizielle und private Filmbilder und Fotos sowie in Interviews mit Überlebenden und Hinterbliebenen der Widerstandsgruppe entsteht ein starkes Stück Zeit- und Familiengeschichte – spannend und berührend erzählt.
- Deutschland
- 01:30:00
- Regie: Christian Weisenborn
- Production: Moritz Bundschuh
- Kamera: Roland Wagner, Marcus Winterbauer
- Schnitt: Wolfgang Grimmeisen
- Musik: Dieter Dolezel
- Sprache: de,et
- Jahr: 2017
- Deutschlandpremiere