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Guardians of the Earth
20.000 Negotiators aus 195 Nationen treffen sich elf Tage unter dem Eiffelturm, um nichts Geringeres als die Zukunft der Erde zu verhandeln. Anlass ist die UN-Klimakonferenz 2015. Und das Ziel ist eine Vereinbarung, die besagt, dass die globale Erwärmung unter 2°C bleibt. Dies ist allerdings nur zu erreichen, wenn alle Länder an einem Strang ziehen. Und hier gehen die Meinungen stark auseinander. Gleich zu Beginn des Film äußert sich Donald Trump aus dem Off, der das Bekenntnis seines Regierungsvorgängers zu dem Abkommen als „dumbest thing I’ve ever seen“ bezeichnet. Dagegen ist das Leitthema der Konferenz „Time is running out“. Und das lässt GUARDIANS OF THE EARTH die Zuschauer/innen fast physisch spüren, indem er einen Countdown der Konferenztage herunterzählt. Hier geht es nicht nur um die Inhalte, sondern man erfährt sehr viel darüber, wie Verhandeln funktioniert. Viel ist Textarbeit. Gefeilscht wird über Begriffe: Soll es „should“, „shall oder „may“ heißen? Zum Schluss muss der Text ohne Klammern stehen. Und ein Großteil der Zeit vergeht mit Warten und Gruppenarbeit. Was spröder Lehrstoff in Sachen Umweltpolitik und Demokratie sein könnte, ist visuell anspruchsvoll aufbereitet, unter anderem mit Zeitlupe und großen Bildern. Prominente wie Arnold Schwarzenegger und Al Gore tragen zum Glamour der Thematik bei. Und ergänzen starke Charaktere wie die rhetorisch versierte Christiana Figueres, Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Wie nebenbei belegen einzelne Statistiken die zuvor geäußerten Thesen. Der Wettlauf gegen die Zeit im Kampf um die Rettung des Planeten ist zugleich ein Spiel um Macht, in der die verhandelnden Nationen oft mehr von eigenen Interessen als vom Gemeinwohl geleitet werden. Und wer darunter leidet, sind die kleinsten (Insel)staaten – die einerseits am meisten von den Auswirkungen der Klimaerwärmung betroffen sind, aber die geringste wirtschaftliche Macht haben. Zum Schluss gibt es – erstmals – tatsächlich eine Einigung zwischen den Nationen, gemeinsam gegen den Klimawandel anzugehen, wenn auch nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Doch reicht dieser aus, um den Planeten zu retten? Und vor allem angesichts der Tatsache, dass sich die USA jüngst unter der neuen Regierung vom Abkommen verabschiedet haben, obwohl sie für ein Drittel der Emissionen verantwortlich sind? Hier schließt sich der Kreis also zum Eingangszitat Trumps.
- Österreich, Deutschland
- 01:25:00
- Regie: Filip Antoni Malinowski
- Production: Jürgen Karasek, Filip Antoni Malinowski, Inka Dewitz, Michael Bogar
- Kamera: Jakob Fuhr, Börres Weiffenbach, Emmanuel Cappelin, Filip Antoni Malinowski, Attila Boa
- Schnitt: Frank Brummundt
- Musik: Nils Frahm
- Ton: Helge Ole Haack, Peter Rösner, Sergey Martynyuk
- Sprache: en,de,fr
- Jahr: 2017
- Goldener Schlüssel
- Deutschlandpremiere