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Les éternels
Wie bemisst man die Spuren, die der Krieg in einem Leben hinterlässt? Welche Form nimmt die Erinnerung an die Grausamkeit an? Heilt die Zeit alle Wunden der Vergangenheit? LES ÉTERNELES von Regisseur Pierre-Yves Vandeweerd erzeugt auf bildgewaltige und gleichzeitig intime Art und Weise das filmische Portrait eines Zustandes, der als Melancholie der Ewigkeit bezeichnet wird. Menschen, die die Grausamkeit von Krieg und extremer Gewalt überlebt haben, fallen oft in einen Zustand, der sich wie ein Vakuum beschreiben lässt. Sie sehnen sich das Ende ihres Lebens herbei, das Leben scheint jedoch jenseits der Zeit und schier endlos zu sein. Sie fühlen sich zum Leben verdammt. So wie einst Joseph, der Pförtner von Pontius Pilatus, der für seine Herzlosigkeit dem kreuztragenden Jesus gegenüber, von ihm zu ewigem Warten und Leben bis zur Rückkehr Jesu verdammt wurde und der Legende nach noch heute im Kaukasus-Gebirge zwischen Armenien und Karabach lebt. Der Film wählt genau diese Gegend als Ort für die filmische „Suche“ nach dem Ewigen aus. Es dreht sich um die Frage: welche Form nimmt das Trauma an, Überlebender einer grausamen Situation zu sein, wenn andere nahestehende Menschen, Freund/innen, Familienangehörige durch solche Grausamkeit sterben. Überlebende des Genozids gegen die Armenier 1915 und die des lang anhaltenden Militärkonflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach könnten in diesem Sinne die Josephs unserer Zeit sein. Drei visuelle Leitthemen kehren immer wieder und verhalten sich komplementär zueinander: Soldaten in Schützengräben; Menschen, die vor etwas fliehen; und alte Menschen, teilweise in Tarnanzügen, die die Ewigen sein könnten. Alles scheint in Bewegung zu sein, hektisch oder nuanciert, aber immerwährend. Der Kreis scheint zudem als Muster der Bewegungen vorherrschend zu sein, als Zeichen der unentrinnbaren Melancholie des Lebens als Unbehagen, in dem die Ewigen gefangen bleiben.
- Belgien, Frankreich
- 01:15:00
- Regie: Pierre-Yves Vandeweerd
- Production: Daniel De Valck, Michel David
- Kamera: Pierre-Yves Vandeweerd
- Schnitt: Philippe Boucq
- Musik: Richard Skelton
- Sprache: hy
- Untertitel: en
- Jahr: 2017
- Deutschlandpremiere