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Gloria Kino, 10:00 Uhr
Linefork

Linefork

Ein schier endloser Güterzug mit leeren Kohlewaggons rollt durch die gottverlassene Bergregion der Appalachen in Kentucky. Hier leben in dem 200-Seelen-Dorf Linefork der 88jährige ehemalige Bergarbeiter Lee Sexton und seine Frau Opal bescheiden und vergnügt in ihrem Wohnwagen. 2004 wurde der Bostoner Musiker Vic Rawlings auf Sexton aufmerksam, als er per Zufall dessen vier legendäre Banjo-Stücke hörte, die er 1959 für den Folkmusiker John Cohen komponiert hatte. Sexton ist der letzte noch lebende Vertreter einer für diese Gegend sehr typische, regionale Folkmusik, dem aber im Gegensatz zu anderen der große Erfolg verwehrt blieb. Im Verlauf von drei Jahren entstand kein konventioneller Dokumentarfilm, sondern eine fast schon meditative Beobachtung des Alltags dieser beiden völlig aufeinander eingespielten Menschen mit einigen skurrilen Momenten und unfreiwillig komischen Szenen. Wie in einem Stück von Beckett beobachten wir den langen, ruhigen Fluss ihres Lebens über die Jahreszeiten hinweg. Opal werkelt in der Küche und löst gern Kreuzworträtsel, während der schwerhörige Lee vor dem sehr laut eingestellten Fernseher sitzt und schrillen TV-Trash anschaut. Dann plötzlich beginnt er mit umwerfender Fingerfertigkeit sein Banjo zu spielen und mit einer prägnanten Folkstimme zu singen. Wir erleben, was für ein fantastischer Musiker er gewesen sein muss und nach wie vor ist. Denn er hat es immer noch drauf und junge Musiker/innen lassen sich von ihm Griffe und Kniffe zeigen, während seine Frau Opal ihn mit unverkennbarem Stolz und liebevollem Blick begleitet.

  • Vereinigte Staaten von Amerika
  • 01:36:00
  • Regie: Jeff Silva, Vic Rawlings
  • Kamera: Jeff Silva, Vic Rawlings
  • Schnitt: Jeff Silva, Vic Rawlings
  • Ton: Ernst Karel
  • Sprache: en
  • Jahr: 2017
  • Deutschlandpremiere