Zum Programm

Maschinen Visionen

Großes BALi, 22:15 Uhr

Was sehen Maschinen? Und wie können wir uns das genau vorstellen? Digitalisierte Systeme sind zu einer großen Projektionsfläche herangewachsen. An ihnen wird mit verlässlicher Regelmäßigkeit verhandelt, wie wir uns eine gesellschaftliche Zukunft vorstellen. Die ganze Bandbreite zwischen wunderbar utopischen Zuständen und unvermeidlichen Weltuntergängen wird dabei durchexerziert. Die Filme in MACHINEN VISIONEN greifen diese Diskurse auf, verschieben sie und spielen mit Erwartungen. Maximal unterschiedlich in ihren jeweiligen Ausführungen sind sie doch alle das Ergebnis präziser Beobachtungen.

Freeroam À Rebours, Mod#I.1

Freeroam À Rebours, Mod#I.1

Der Film nimmt Unzulänglichkeiten von menschenähnlichen Avataren in Computerspielen als seinen Ausgangspunkt. Diese Momente des Mangels werden zurückübersetzt in reale Körper, nachgespielt von Darsteller/innen an real existierenden Orten. Dabei liegt der Fokus auf dem Phänomen des scheinbar Fehlerhaften, den großen und kleinen Übersprunghandlungen, Anomalien, Unregelmäßigkeiten, Leerläufe sowie der Wiederholung im Verhalten und in Bewegungsmustern der Spielecharaktere. Durch das Neu-inszenieren und Transformieren dieser Fehlfunktionen der Avatar Ästhetik mit menschlichen Darsteller/innen veranschaulicht das Projekt eine Art und Weise die Mängel zu proben und sie selber auszuüben. Es akzeptiert und nimmt die Defekte der algorithmischen Maschine an, anstatt nach ihrer Perfektion zu streben. Das Video wird begleitet von einem digital komponierten Soundtrack, der zusammen mit der treibenden, rhythmischen Bildmontage in einem Set spielt, das auf verfremdeten Versionen von Verkaufsräumen in einem Computerspiel basiert. Die Produktion wurde unterstützt von der Medienboard Berlin Brandenburg.

  • Deutschland
  • 00:16:19
  • Regie: Stefan Panhans
  • Production: Stefan Panhans
  • Kamera: Lilli Thalgott
  • Schnitt: Lilli Thalgott
  • Musik: Kirsten Reese
  • Ton: Lilli Thalgott / Kirsten Reese
  • Jahr: 2016

Geomancer

Geomancer

Am Tag der Hundertjahrfeier zu Singapurs Bestehen im Jahr 2065, entflieht eine heranwachsende Künstliche Intelligenz auf einem Satelliten dem bevorstehenden Absturz und kommt auf die Erde. Sie hofft ihre Träume erfüllen zu können und als erste künstliche Intelligenz eine Künstlerin zu werden. In Angesicht einer Welt die ihre Freiheiten beschränkt, muss GEOMANCER sich ihren militarisierten Ursprüngen und dem wachsenden Einfluss des kulturellen Phänomens des Sino-Futurismus stellen. Während sich die geopolitische Achse weiter Richtung Osten neigt, werden die früher vorherrschenden technologisch-ökonomischen Modelle in Frage gestellt. Lek setzt bei langanhaltenden Spannungen zwischen dem Platz des Menschen und der Rolle der Maschine an. Diese Spannungen verschärfen sich durch aktuelle Ängste und Hoffnungen im Zusammenhang mit dem Aufstieg Ost Asiens. Lek spielt mit Spekulationen über neue Formen von Künstlicher Intelligenz, die jetzt schon die Arbeitsleistung Normalsterblicher übertreffen und uns in vielen kreativen Leistungen auch bald übertreffen werden.

  • England
  • 00:48:15
  • Regie: Lawrence Lek
  • Sprache: zh
  • Untertitel: en
  • Jahr: 2017
  • Deutschlandpremiere

keep that dream burning

keep that dream burning

Rainer Kohlbergers Achtminüter beginnt mit feinsten schwarzweißen Teilchen, die über die Bildfläche flirren. In gröbere Strukturen ausflockend verwandeln sie sich in ein Gewitter zackiger Artefakte und sich fortwährend verändernder Lichtpunkte. Mit Einsetzen des Flickereffekts geht der schwebende elektronische Sound in durchdringendes rhythmisches Wabern über und kommt gegen Ende – zum Bild eines subtil in die Tiefe wachsenden schwarzen Loches – zur Ruhe. Aus dem bewegten Teilchenmeer heraus materialisieren sich immer wieder konkrete Gegenstände und Ereignisse: Auseinanderfliegende Trümmerteile, Feuerbälle und Qualm rufen aus dem Action-Kino bekannte Explosionsbilder auf, kaum dass sie wieder im Rauschen verschwinden. Das Rauschen in Kohlbergers Arbeit hat es in sich. Kohlberger selbst begibt sich in die verselbstständigte Maschine hinein, die er darauf ansetzt, die Transformation von Bildern gemäß seiner ästhetischen Vorgaben zu erlernen und anzuwenden. Die Genesis einer digitalen Ästhetik, deren Entstehungsprozesse sich immer weniger vom Menschen verstehen lassen, vollzieht sich vor unseren berauschten Augen.

  • Österreich
  • 00:08:00
  • Regie: Rainer Kohlberger
  • Jahr: 2017