Zosya Rodkevich ist 22 Jahre alt als sie den Auftrag bekommt, Boris Nemzow für einen journalistischen Auftrag zu begleiten. Als Teil einer anderen Generation Russlands, fragt sie sich selbst: „What could be interesting about an old, narcissistic bourgeois?” Boris Nemzow hat eine politische Vergangenheit unter Boris Jelzin als jüngster Gouverneur und stellvertretender Ministerpräsident, wurde als dessen Nachfolger gehandelt. Als sie ihn zum ersten Mal in einem Bahnhof trifft, ist er ein Politiker wie alle anderen für sie, der gebrauchsfertige Floskeln für jede Situation parat hat. Zu diesem Zeitpunkt ist Boris Nemzow eine treibende Kraft der russischen Opposition und ein entschiedener Gegner Putins. Die Skepsis der Filmemacherin zerstreut sich jedoch über die Drehzeit von 3 Jahren, sie ist beeindruckt von seiner Energie und seiner Fähigkeit, mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen. MY FRIEND BORIS NEMTSOV ist ein intimes Portrait eines faszinierenden und polarisierenden Politikers bis zu seiner Ermordung am 17. Februar 2015. Die Kamera bewegt sich von Anfang an sehr nah am Protagonisten und nimmt Wahlkampfauftritte, Hotelräume, Demonstrationen, Zugabteile, Gerichtssäle und Polizeibusse auf. „Are you filming this? Are you recording?“ Boris Nemzow stellt diese Frage wieder und wieder, ungläubig den Kopf schüttelnd, als er merkt, dass die Kamera noch läuft. Kann die Unterhaltung bei einem Frühstück interessant sein? Die Gegenüberstellung der alltäglichen Geschehnisse mit seinem Auftreten auf einer Demonstration zeigen das Leben einer öffentlichen Person mit all ihren Facetten. Im Laufe der Zeit entwickelt sich ein intimes Portrait einer kontroversen und faszinierenden Persönlichkeit unserer Zeit.