Revolution of Sound. Tangerine Dream
Wo fing es an, was ist passiert…? Könnte die Frage zur Geschichte der prägenden psychedelischen Band Tangeringe Dream heißen. Nicht weniger als knapp fünf Jahrzehnte umspannt die Band um Lead Edgar Froese, die Größen der Elektronikmusik wie Jean-Michel Jarre geprägt hat. Glam-Rocker David Bowie ging in seiner Berliner Zeit in den 1970er Jahren bei den Froeses ein und aus. Doch, wie fing es an? Ebenfalls in West-Berlin, und zwar Ende der1960er Jahre, „als jeder, der etwas auf sich hielt, weg vom seichten Schlager oder Beat“ der Elterngeneration wollte – so O-Ton des 2015 verstorbenen Froese aus dem Off, der auch im Verlaufe des Films immer wieder das Geschehen (postmortem) kommentiert. Erste Sound-Experimente im Zodiak Free Arts Lab, schräge Kompositionen mit dem damals technisch revolutionären Moog-Synthesizer und immer wieder kommerzielles Scheitern trotz Zusammenarbeit mit großen Plattenlabeln prägen den Werdegang der Band. Doch schließlich gelingt der Durchbruch, nicht zuletzt wegen einer positiven Besprechung des angesagten Londoner DJs John Peer. Und es geht auf große Tour, u. a. mit einem Konzert in der Kathedrale von Reims, das den Protest des Vatikans auf sich zieht. Tangerine Dream sind Teil der musikalischen Avantgarde, die die Unterscheidung zwischen „Ton“ und „Geräusch“ aufhebt, ihre Einflüsse kommen von den Komponisten Karlheinz Stockhausen und Pierre Schaeffer. Der musikalischen Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt: Gegen Ende arbeitet die Band mit Hollywood-Regiegrößen wie Michael Mann oder Autorenfilmern wie Fassbinder an Soundtracks und gewinnt 2013 den VGX Award für die beste Computerspielmusik. Getreu ihrem Credo, dass man sich ständig verändern müsse, macht die Gruppe unglaublich viele Veränderungen durch, inklusive Neuformation in den 1980ern; Kulmination ist die Abschiedstour 2014. Das Spannende ist jedoch nicht nur, die künstlerische Weiterentwicklung der Band mitzuerleben, sondern auch die bewegten Lebensgeschichten der Protagonisten zu erfahren. Prominent zu Wort kommt zum Beispiel der Sohn Edgar Froeses, Jerome. Zu sehen ist in den bisher unveröffentlichten und vom Bandleader persönlich gedrehten Filmaufnahmen auch seine erste Frau Monika, die die offizielle Fotografin der Band war. So entsteht ein gekonnter Mix aus Musikhistorie und Sozialgeschichte. „Margarete Kreuzers Doku ist eine Reise in die Zeit, als Synthesizer noch Kofferform hatten, die Haare lange waren und die elektronische Musik ganz frisch.“ (Süddeutsche Zeitung)
- Deutschland
- 01:30:00
- Regie: Margarete Kreuzer
- Production: Gerd Haag, Bianca Froese-Acquaye
- Kamera: Jaron Henrie-McCrea, Henning Brümmer, Klaus Sturm
- Schnitt: Volker Gehrke, Lukas Schmid
- Musik: Tangerine Dream
- Ton: Stefan Klein, Timur El Rafie, Edmond Smith, Amir Golani
- Sprache: de,en
- Untertitel: en
- Jahr: 2017