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Tarda estate
Ein Provinzdorf in Kalabrien, Süditalien: Drei junge Männer, Ende zwanzig, die mit ihren Eltern zusammenleben, verbringen die letzten Sommerwochen zusammen. Hier hat der Mangel an Arbeit einen Punkt erreicht, an dem es nichts mehr zu sagen oder zu diskutieren gibt. Benito und Massimiliano ziehen durch die trostlosen Orte ihrer Umgebung, während ihr Freund Bruno in Chicago auf Jobsuche ist. Am Ende des Sommers kehrt Bruno ohne Erfolg zurück. Die Rückkehr und die dabei mitschwingende Ernüchterung und Desillusionierung wird vom Regisseur Antonello Scarpelli filmisch gedehnt, sodass sie auch für die Zuschauenden spürbar wird. Aufgrund solcher Momente und des ziellosen Umherdriftens herrscht in TARDA ESTATE eine melancholische Atmosphäre vor, die durch eine schwerelos wirkende Kamera und eine ungezwungene (Selbst)Inszenierung der Protagonisten getragen wird. Und doch schwingt eine Sehnsucht nach Veränderung mit – der Wunsch dem Leerlauf des Lebens entkommen zu können. Dabei werden auch immer wieder die Eltern mit ihren Sorgen in den Fokus gerückt. Im Besonderen muss die Arbeit der Kamerafrau Stefania Bona erwähnt werden: Ihr gelingt es, dem tristen Alltag der Protagonisten eine visuelle Schönheit entgegenzusetzen, die dem Film eine besondere Spannung und eine prägnante visuelle Handschrift verleiht. Scarpelli und sein Team beerben mit TARDA ESTATE auch die poetische Kraft des italienischen Neorealismus ihrer filmischen Großväter und überzeugen dabei mit einer handwerklichen Souveränität, die in keiner Einstellung erzwungen wirkt.
- Deutschland, Italien
- 01:10:40
- Regie: Antonello Scarpelli
- Production: Antonello Scarpelli
- Kamera: Stefania Bona
- Schnitt: Enrico Giovannone
- Musik: Maurilio Romano, Alberto Ricca
- Ton: Maurilio Romano
- Sprache: it
- Untertitel: de
- Jahr: 2017
- Goldener Schlüssel
- Deutschlandpremiere