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Filmladen, 14:30 Uhr
Taste of Cement

Taste of Cement

„When the war begins, the builders have to leave to another country where the war just ended. Waiting until war has swept through their homeland. Then they return to rebuild it“ (TASTE OF CEMENT) Seit 2011 tobt in Syrien ein Krieg, der sich an vielen Fronten abspielt: Zwischen den Truppen des Diktators Assad, des „Islamischen Staats“ und unterschiedlicher Rebellenmilizen steht die Zivilbevölkerung konstant unter Beschuss. Dieser Krieg hat bisher über 400.000 Tote gefordert und über 45 Prozent der Bevölkerung aus ihren Heimatorten vertrieben, viele davon bis ins Exil. TASTE OF CEMENT begleitet syrische Bauarbeiter, die in Libanons Hauptstadt Beirut in einem Hochhausrohbau arbeiten und leben, ohne die Baustelle je zu verlassen. Denn von der libanesischen Regierung wurde eine Ausgangssperre für syrische Flüchtlinge verhängt. Tagsüber bauen Sie hoch über der Stadt, Stockwerk um Stockwerk, Beirut wieder auf. Nachts liegen Sie im unfertigen Kellergeschoß des Hauses und sehen auf einem kleinen Fernseher Berichte über ihre kriegsgebeutelte, zu Staub zerschossene Heimat. Der Alltag ist eintönig, er besteht aus Arbeiten, Essen, Fernsehen und Schlafen. Jeden Morgen steigen die Männer die unfertige Betontreppe hinauf, um mit dem Baustellenlift in schwindelerregende Höhen gefahren zu werden, zu einem atemberaubend schönen Blick über eine Stadt, die sie niemals betreten dürfen. Und die so nur eindimensional wie eine Fototapete für sie bleibt. TASTE OF CEMENT kontrastiert Bilder von den menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen auf der Baustelle mit spektakulären Aussichten auf Beirut und Panzerfahrten durch zerstörte Orte in der syrischen Heimat. In langen, ruhigen Einstellungen und mit einem assoziativem Schnitt erzählt der Film vom Gefangensein zwischen zwei Welten und von einem ewigen Kreislauf von Zerstörung und Wiederaufbau. Dabei ist Zement das Sinnbild für beides zugleich: Er ist der Grundstoff, der einerseits alles zusammenhält und andererseits den Tod in sich trägt. Denn „cement eats your skin, not just your soul“. In seinem Filmessay findet Ziad Kalthoum eindrückliche, poetische Bilder für die Härte, die Sorgen und die Träume einer durch Krieg zerrütteten Existenz im Exil.

  • Deutschland, Libanon, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar
  • 01:25:00
  • Regie: Ziad Kalthoum
  • Production: Ansgar Frerich, Eva Kemme, Tobias Siebert
  • Kamera: Talal Khoury
  • Schnitt: Alex Bakri, Frank Brummundt
  • Musik: Sebastian Tesch
  • Sprache: ar
  • Untertitel: en
  • Jahr: 2017
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