Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern
Seit er 1967 die Hamburger Filmmacher Cooperative mitbegründete, galt Werner Nekes als einer der bedeutendsten deutschen Experimentalfilmer. Am 22. Januar 2017 starb der Filmkünstler und Wahrnehmungsforscher im Alter von 72 Jahren. Ulrike Pfeiffer, selbst Filmemacherin und experimentelle Fotografin, lernte Nekes 2012 bei einer Ausstellung seiner Sammlung sowie seiner Filme in Hamburg kennen. Sie war fasziniert von der Gleichzeitigkeit des Zurückblickens und des Vorausschauens in seinem Werk. Nekes war nach Anfängen in der Malerei von dem Medium Film besessen. Er drehte über 100 Kurz- und Langfilme, lehrte an Hochschulen in Hamburg und Offenbach. Zahlreiche seiner avantgardistischen Filme wurden mit Auszeichnungen bedacht. Die documenta 5 (1972) zeigte seinen mit Dore O. auf dem Jugendhof Dörnberg gedrehten Kurzfilm „Jüm-Jüm“ in ihrem Filmprogramm.Ebenso besessen trug Nekes fast 40.000 optische Apparaturen, Objekte, Bilder, Anamorphosen und Bücher aus sechs Jahrhunderten in seinem Mülheimer Haus, einer alten Lederfabrik, zusammen, um Filmgeschichte als Mediengeschichte erfahrbar zu machen und in seinen Filmen weiterzuentwickeln. Pfeiffers Dokumentation führt immer wieder in diese Wunderkammer. Begleitet von Gesprächen mit Weggefährten, darunter Bernd Upnmoor, Klaus Wyborny, Daniel Kothenschulte und Helge Schneider ermöglicht sie eine Annäherung an das umfangreiche Schaffen und gewährt Einblick in die Geschichte des Experimentalfilms in Deutschland. Zu einem Zeitpunkt, als sich die semiotische Filmtheorie noch daran abarbeitete, Bildmontagen mit sprachlichen Sätzen zu vergleichen, erforschte Nekes die kleinste Einheit des Films. „Dann gelange ich zu der Antwort, dass Film der Unterschied zwischen zwei Bildern ist: also die Arbeit, die das Hirn zu leisten hat, um die Verschmelzung zweier Bilder zu produzieren“, heißt es in seiner „Kinefeldtheorie“. In Pfeiffers Film erklärt er gegenüber Alexander Kluge sehr einprägsam die Funktion des Schwarzbildes. Film entsteht zwischen den Bildern. Anhand von Filmausschnitten zeigt Pfeiffer, wie Nekes seine Erkenntnisse in Kunst überführt hat. So fanden Nekes´ Gedanken über Malerei, das Bewegtbild und den Einfluss der visuellen Wahrnehmung auf das Denken des Menschen unmittelbar Eingang in einen kubistischen Tanzfilm in 16mm, über den er spricht und aus dem Szenen zu sehen sind. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit der Kamera vergleicht er dabei mit den Handlungsmöglichkeiten eines Kindes, das sich die Welt erobert.
- Deutschland
- 01:28:00
- Regie: Ulrike Pfeiffer
- Production: Gerd Haag
- Kamera: Bernd Meiners
- Schnitt: Kawe Vakil
- Musik: André Feldhaus
- Ton: Andreas Hellmanzik
- Sprache: de
- Untertitel: en
- Jahr: 2017